Spielhefte für 6 Stimmlagen und Lehrerheft mit Kommentaren und CD

Beginnen Sie das Klassenmusizieren oder Ihre Bläserprobe nicht mit trockenen Übungen, sondern lassen Sie Ihre Schüler gleich zum Unterrichtsbeginn richtig musizieren! Damit vermitteln Sie ihnen ein gutes Musiziergefühl und erhalten Motivation und Spielfreude bis zum Ende des Unterrichts.

  • Die Spielhefte enthalten zu den 12 Kanons zahlreiche weitere Tipps für den Unterricht:
    – Lockerungsübungen
    – Aufführungstipps
    – Stimmbildungsübungen
    – Gehörbildungstipps
  • Das Lehrerheft enthält neben der B-Stimme und der CD auch eine ausführliche Einführung
    und zu jedem Kanon einen Kommentar zur pädagogisch-musikalischen Zielsetzung.
  • Auf der CD hören Sie Aufnahmen der Kanons sowie aller Übungen und Tipps, eingespielt von einem Jugendorchester und einem Jugendchor.

Die Kanons:
Wann und wo ? – Peace! – Alles schweiget – Was müssen das für Bäume sein – Hejo!Spannt den Wagen an – Es regnet – Der Hahn ist tot – Banuwa – Lasst und miteinander – Shalom chaverim – Come, follow me – Swing!

Beispiel: Banuwa

Zum Anschauen:

Konzept und Hintergründe

Das Einspielen zum Unterrichtsbeginn hat für das Klassenmusizieren eine ähnlich große Bedeutung wie das Einsingen der Sänger zu Beginn einer Chorprobe. In der Einspielphase sollten die Bläser für den Klang sensibilisiert werden, damit sie zum richtigen Körper-Klang-Gefühlund zu klangvollen Tönen finden können. Mit passender Einspiel-Literatur, geeigneten Übe-Methoden und geschickten pädagogischen Vorgehensweisen am Unterrichtsbeginn können Sie Ihren Schülern bereits von Anfang an ein gutes Gefühl beim Musizieren vermitteln, und damit Motivation und Spielfreude bis zum Ende des Unterrichts erhalten.

Ich schlage für den Unterrichtseinstieg eine Dauer von insgesamt nicht mehr als zehn Minuten vor. Er gliedert sich in vier Abschnitte: das Einspielen, das Einstimmen, das Stimmen und die Stimmbildung am Lied. Hier nun Erläuterungen zu den einzelnen Schritten.

1. Beim Einspielen spielen die Schüler zunächst eine Zeit lang einstimmig, zum Beispiel die Kanons. Das geschieht ohne vorheriges Stimmen auf einen Ton, ohne Tonleiternspielen oder ähnliches! Die Einstimmigkeit ermöglicht den Schülern, leichter aufeinander zu hören, weil sie hier Gleiches mit Gleichem vergleichen können. Geben Sie in dieser Phase möglichst keine Falsch-Richtig-Anweisungen, sondern lassen Sie die Schüler hier quasi vor sich hin spielen. So finden sie – „ungestört“ – sehr schnell Kontakt zu ihrem Instrument, zu ihren Tönen, zu den Tönen der Mitspieler und zum gemeinsamen Klang. Es ist erstaunlich, wie sehr sich der Klang bereits hierdurch verbessert und freier wird – und die Schüler ein gutes Körper-Klang-Gefühl entwickeln

2. Ergänzend stimmen Sie die Schüler mit kleinen Lockerungs- und Entspannungsübungen ohne Instrumente auf den Unterricht ein. Die Schüler dürfen sich mal ausschütteln, mal vom höchsten bis zum tiefsten Ton laut seufzen oder sich auch mal gegenseitig den Rücken massieren. Außerdem stimmen Sie die Schüler im Musizieren auf den Unterricht ein. Dabei lenken Sie ihre Aufmerksamkeit darauf, alle Töne schön zu spielen, Phrasen sorgfältig auszuspielen und die Noten freudig-offensiv vorzutragen.

3. Stimmen Sie erst dann Ihr Ensemble auf einen Stimmton ein. Dazu geben Sie nicht etwa per Stimmgerät oder Klavier einen fixen Ton vor, sondern entwickeln Sie den Ton, auf den gestimmt wird, aus dem Musizieren heraus: Definieren Sie einen Ton in Ihrem Notentext als Stimmton (in der Regel klingend B) und lassen Sie die Schüler – ganz nebenbei – bis dorthin spielen und dann den Ton solange aushalten, bis er „stimmt“. Da dieser Ton bereits musikalisch eingeführt ist, können die Schüler seine Tonhöhe besser finden und gemeinsam Schwebungen beseitigen, also Stimmungsunterschiede ausgleichen.

4. Im vierten Abschnitt geht es um die Stimmbildung am Lied mit den Bläsern: Lassen Sie die Schüler kleine Abschnitte der Stücke singen – beispielsweise auf nu oder na – oder summen. Anschließend lassen Sie sie ihre Instrumente nehmen und versuchen, das beim Singen gewonnene Spielgefühl auf das Blasen des Instrumentes zu übertragen. Das ist enorm hilfreich, denn beim Singen machen die Schüler vieles automatisch richtig, was ihnen mit dem Instrument spontan nicht gelingen würde, etwa die Atemführung oder die Phrasierung. Das Singen und Übertragen ermöglicht Ihnen mit allen Instrumenten gleichzeitig am Klang zu arbeiten, ohne dass Sie hierfür über spezielle Kenntnisse auf den jeweiligen Instrumenten verfügen müssen. Ergänzend können Sie mit Stimmbildungsübungen, wie sie in den Chören üblich sind, peu á peu alle für das Spielen der Instrumente erforderlichen sängerische Einstellungen, wie etwa die Haltung, das Atmen, die Spielbewegung und die Artikulation erarbeiten.

Außerdem können Sie auf die Arbeit mit anderen Ensembles wie zum Beispiel Jugendblasorchestern übertragen werden.

Norbert Voll

Der Unterricht folgt dem Raster Handeln – Fühlen – Denken. Das heißt: Zuerst wird gespielt, dann zum Spielgefühl gefunden und erst zum Schluss gemeinsam reflektiert. Lassen Sie die Schüler den Kanon also zuerst mit ihren Händen begreifen, mit dem Körper verstehen, seinen musikalischen Geist mit dem Atem finden und erst anschließend gedanklich nachvollziehen. So können Sie ihnen ein beständiges Fundament und ein gutes Gefühl fürs Musizieren vermitteln, das per se Motivation und Lernfreude schafft.

Im Hintergrund der Arbeit mit den Kanon-Warm-Ups steht das Üben im Flow. Das Üben im Flow ist eine ganzheitliche Übemethode, in deren Mittelpunkt körper-konditionierende und klangzentrierte Vorgehensweisen stehen. Ziel der Methode ist es, zum Spielen „im Flow“ zu gelangen. Eine Tätigkeit im Flow auszuüben bedeutet, dass man in ihr aufgeht und mit ihr eins wird, während sich gleichzeitig ein Gefühl der Anstrengungslosigkeit einstellt. Der „Flow-Effekt“ – erstmals beschrieben vom amerikanischen Psychologen Csikszentmihalyi – ist verbunden mit Konzentration, Leichtigkeit, Spaß und hoher Effektivität beim Lernen. Das Üben im Flow geschieht unter bestimmten Aspekten, die unter dem Thema „Übe-Tipps“ behandelt werden.

Kanons sind in ihrer Struktur überschaubar und dennoch musikalisch gehaltvoll. Die Schüler können daher mit Kanons alle Anforderungen spielerisch und im Musizieren bewältigen, sie erfahren, dass musikalische Ziele leicht erreicht werden können – viele Gründe dafür, dass Kanons perfekte Einspielstücke sind. Die Kanons in diesem Heft entsprechen in ihrem Tonraum den Anforderungen der fünften und sechsten Klassenstufe. Betrachten Sie diese Kanonauswahl lediglich als Übevorschläge, die Sie auch durch technisch einfachere oder anspruchsvollere Kanons ersetzen können. Überdies müssen die Kanons keinesfalls in der im Heft vorgegebenen Reihenfolge erarbeitet werden. Wählen Sie vielmehr die Abfolge ganz nach den Möglichkeiten der jeweiligen Klasse aus. Im Falle der in den Kanons alternativ notierten Oktaven werden die Schüler der Bläserklassen üblicherweise in der tiefen Lage spielen, in den Blasorchestern eventuell die obere Lage.

Lassen Sie die Schüler die Kanons zuerst immer zunächst einstimmig und – nachdem sich  Fortschritte ergeben haben – mehrstimmig spielen. In der Abfolge von einstimmigem und mehrstimmigem Kanonspielen erleben die Schüler gemeinsam den musikalischen Aufbau als Erfolg. Und unterlegen Sie den Kanons von Anfang an einen (improvisierten) Schlagzeugrhythmus – etwa einen leichten Beat, sodass sich die Schüler in den Rhythmus „hineinlehnen“ können und rasch den gemeinsamen Puls finden.

Die Warm-Ups – links neben den Kanons – sind Stimm- und Körperübungen, die das Spielen auf den Instrumenten vorbereiten helfen. Sie gehen auf chorische Dispositions- und Stimmbildungsübungen zurück; sie können variiert, durch andere passende Übungen ersetzt oder untereinander ausgetauscht werden. Sie sind beliebig mit den verschiedenen Kanons kombinierbar. Aus manch einem Kanon kann mit dem Warm-Ups ein lustiges Bühnenstück werden.

Die Kanon-Warm-Ups können mit allen für das Klassenmusizieren existierenden Konzepten und Materialien kombiniert werden. Sie können den individuellen Unterrichtsverhältnissen entsprechend modifiziert und weiterentwickelt, sowie mit anderen Inhalten und Zielen des Unterrichts sinnvoll verbunden werden.

Außerdem können sie auf die Arbeit mit anderen Ensembles wie zum Beispiel Jugendblasorchestern übertragen werden.

Den Lehrern der Bläserklassen bieten die Kanon-Warm-Ups überdies die Möglichkeit, alle erworbenen Kenntnisse der Chor- und Ensembleleitung gezielt auf die Bedürfnisse des Klassenmusizierens zu übertragen. Die Kanon-Wam-Ups erleichtern außerdem die Beurteilung der musikalischen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten der Schüler im Unterricht. Ergänzende Literatur zur Vertiefung der Themen Stimmbildung mit Bläserensembles und Üben im Flow finden Sie im Anhang aus Seite 33.

Norbert Voll

Artikel in

Artikel in “Musik und Unterricht” 83/2006